Simon Sutterlütti diskutiert mit euch über Utopien und stellt das Konzept des „Commonismus“ vor.
Utopische Diskussionen sind wieder auf der Agenda. Klimakrise, globale Ausbeutung und Rechtsruck verlangen eine Verständigung über die Grundzüge einer Alternative zu Kapitalismus und (Staats-)Sozialismus. Antworten sind leider nur ansatzweise vorhanden. Reicht es nicht die Marktwirtschaft öko-sozial zu regulieren oder den Sozialismus demokratisch zu gestalten, stellen sich gesellschaftliche Fragen neu: Was kann an die koordinierende Stelle von Staatsplan und Markt treten? Wie kann ein gutes Leben jenseits des Arbeitszwangs organisiert werden?
Der Commonismus ist ein junger konkret-utopischer Vorschlag, der mit älteren herrschaftskritischen Ansätzen lernend verbunden ist. Wie sie trennt er Konsumtion und Leistung und beendet damit die Abspaltung von Care/Sorgearbeit. Werden gesellschaftliche Notwendigkeiten gemeinsam auf Basis von Motivation & Selbstauswahl statt Arbeit& Zwang organisiert stellen sich neue Fragen z.B. Wie organisieren wir ungeliebte Aufgaben? Wer macht die Müllabfuhr? Reicht Freiwilligkeit aus? Und wie koordiniert sich eine globale, hoch-tätigkeitsteilige Utopie ohne staatlichen Plan? Wie verhindern wir hier neue Machtstrukturen?
Welche gesellschaftliche Mechanismen verhindern Diskriminierung oder machen sie gar überflüssig? Wie treffen wir Entscheidungen und lösen Konflikte? Die Utopie kann und darf nicht fertig sein, sie wird sich mit den kommenden Kämpfen verändern, aber eine grundsätzliche Bestimmung des Zieles erleichtert Strategiediskussionen und Konstruktionsversuchen. Wir hoffen auf produktive utopische Diskussionen.