Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Justus-Liebig-Universität Gießen zeigt sich entsetzt über das Festhalten des Präsidiums und des Krisenstabs an Präsenzformaten in der kommenden Prüfungsphase und unterstützt den Protest zahlreicher Studierender, welche u.a. eine Petition zu diesem Thema ins Leben gerufen haben.
Zum Schutz der Studierenden und aus Verantwortung für die Gesamtgesellschaft fordert der AStA die flächendeckende verpflichtende Etablierung alternativer Prüfungsformen zu den bisher geplanten Präsenzprüfungen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass Nachteile oder ein unzumutbarer Mehraufwand für die Studierenden vermieden werden. Ausnahmen sollte es nur in besonderen Fällen und unter strengsten Hygieneauflagen geben, z.B. für Studiengänge, in denen praktische Prüfungen vor Ort durchgeführt werden müssen, oder für Studierende, für die es keine Alternative zur Präsenzprüfung gibt. In diesen Fällen muss vor Prüfungsantritt durch Bereitstellung von FFP2-Masken und Schnelltests das Risiko einer Infektion minimiert werden.
Für alle Studierende ist eine Infektion ein ernstzunehmendes Risiko, besonders unter Berücksichtigung der neuen hochansteckenden Mutationen des Coronavirus. Schwere Verläufe und Langzeitfolgen sind bei allen Personen möglich und und die Kontaktverfolgung aufgrund asymptomatischer Verläufe oft schwierig. Das Infektionsgeschehen in Deutschland und Hessen ist dramatisch – auch im Hinblick auf das etwa einmonatige Verharren der Stadt Gießen in Eskalationsstufe Schwarz um die Jahreswende. In der Rundmail vom 26. Januar 2021 schreibt das Präsidium: „Präsenzklausuren werden nur in den Fällen durchgeführt, in denen sich keine alternativen Prüfungsformate anbieten.”
Für den AStA folgen dieser Haltung zu wenige Taten. Nur in absoluten Ausnahmefällen soll auf Präsenzprüfungen zurückgegriffen werden! Die Hochschulleitung muss hier zum Schutz ihrer 28.000 Studierenden und den tausenden in der Lehre tätigen Angestellten endlich Verantwortung übernehmen und klare Vorgaben machen. Sollten hier rechtliche Regelungen seitens des Landes oder des Bundes erforderlich sein, muss dies vehement eingefordert werden.
Auch wenn für jede Klausur ein umfangreiches Hygienekonzept entwickelt wird – Risiken bleiben bestehen! Nicht in allen Räumen ist Lüften möglich; die dadurch entstehende Kälte ist in der jetzigen Jahreszeit ohnehin ein unzumutbarer Umstand für mehrstündige Prüfungen. Jegliche Menschenansammlungen – auch mit Sicherheitsabstand und Maske- bergen ein Ansteckungsrisiko. Überdies deckt auch das beste Hygienekonzept die An- und Abreise nicht mit ab. In öffentlichen Verkehrsmitteln kann der erforderliche Mindestabstand oft nicht eingehalten werden. Gerade wenn sich hunderte Studierende gleichzeitig zu einem Prüfungsort begeben müssen wird dies unmöglich. Studierende, die nicht aus Gießen anreisen und nicht auf ein Auto zurückgreifen können, werden in diesem Fall erhöhter Infektionsgefahr ausgesetzt.
Wir fordern: Die Präsenzklausuren der nächsten Wochen müssen zum Schutz der Studierenden und Lehrenden auf ein absolutes Minimum reduziert werden.
Das Vorhaben des Präsidiums „Präsenzklausuren werden nur in den Fällen durchgeführt, in denen sich keine alternativen Prüfungsformate anbieten” soll endlich zur Handlungsmaxime gemacht werden!